Aus dem Archiv
„Auf Initiative von Herrn Pfarrer Knellwolf hat vom 15. Mai 1939 bis zum 27. August 1939 in Mammern ein Samariterkurs unter der Leitung von Herrn Dr. Schirmer und Frau Hess-Lang stattgefunden. 20 Teilnehmerinnen besuchten mit Freude und Interesse den Unterricht.“ Mit diesen Zeilen beginnt das Protokollbuch des heutigen Samaritervereins Mammern-Eschenz.
Am 29. November 1939 fand im Schulhaus Mammern die Gründungsversammlung des Samaritervereins Mammern statt, zu dessen 1. Präsidentin Frau Hess-Lang gewählt wurde. Alle 14 Tage wurde geübt, bis 1940 die 2. Mobilmachung der Schweizer Armee folgte und die Vereinsübungen in den Hintergrund drängte. Das Motto hiess fortan „Dienst dem Vaterland“, indem das Rote Kreuz bei Blutspenden oder Kleidersammlungen unterstützt wurde.
Nach dem Krieg legten die Samariter eine Pause ein und übten nur noch alle 2 Monate. Die ersten gemeinsamen Übungen mit den Nachbarvereinen Stein am Rhein und Steckborn fanden 1950 statt.1959 übergibt Frau Hess-Lang, sie hat inzwischen den Verein während 20 Jahren geleitet, das Präsidentinnen-Amt an Frau Luise von Mach weiter und wird zur ersten Ehrenpräsidentin gewählt. Sie ist es auch, die 1960 als erste Samariterin des Vereins die „Henry Dunant Medaille“ erhält, die langjährigen Verdienste auszeichnet. Die Freude bei den Mitgliedern war gross und wurde nach der Jahresversammlung spontan mit einem Glas «Freudenfelser» gefeiert.
1962 besuchten 12 Vereinsmitglieder einen Krankenpflegekurs und waren danach fähig eine Spritze zu verabreichen. Im gleichen Jahr organisierte der Samariterverein Mammern die 1. Kantonale Delegiertenversammlung im Gasthaus Hecht Mammern. Während der „Seegfrörni“ 1963 wurde ein Samariterposten im Zollhaus Mammern eingerichtet, welcher bei 12 Unfällen auch in Anspruch genommen wurde. Im selben Jahr konnte Hans Wirz als Samariterlehrer gewonnen werden und gestaltete in den folgenden 15 Jahren die Übungsprogramme. Er ermahnte aber schon in den 60iger Jahren die Mitglieder zu fleissigeren Übungsbesuchen oder empfahl, sich bei Abwesenheit doch wenigstens zu entschuldigen.
Die Mitgliederzahl stieg stetig und erreichte 1970 die stolze Anzahl von 28 Mitgliedern. Zwei Jahre später wurde der Mitgliederbeitrag, trotz einem "Gewinn" von Fr. 9.65, markant von Fr. 3.- auf Fr. 10.- erhöht! Noch im selben Jahr starb Präsidentin von Mach 78-jährig und Vize-Präsident Otto Schäfli führte den Verein bis zur GV 1973 weiter. Am 6. April 1973 standen den Mitgliedern für das Amt des Samariter-Präsidiums 2 Kandidaten zur Wahl. Sie wählten mit grosser Mehrheit Fritz Gerber, der in den folgenden Jahren, das Vereinsschiff erfolgreich führte. Auf Hans Wirz folgte 1975 Erika Thaler-Springmann als neue Samariterlehrerin und Hans Wirz übergab das Zepter in jüngere Hände.
Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte wurde 1977 gelegt, als der Verein in „Samariterverein Mammern-Eschenz“ umbenannt wurde. Im selben Jahr fand der erste Senioren-Unterhaltungsnachmittag, damals noch im Gasthaus Hecht, statt.
1978 wurde an der GV vorgeschlagen, den Passivbeitrag mittels Posteinzahlung einzuziehen, um auf das aufwändige von Haus-zu-Haus Sammeln zu verzichten. Der Versuch gelang und wird auch heute noch, nicht nur vom Samariterverein, erfolgreich praktiziert. 1979 wurde anlässlich des 40. Vereinsjubiläums zum 2. Mal die kantonale Delegiertenversammlung in Mammern organisiert. Auch die Altkleidersammlung wurde 1979 ins Leben gerufen. Resultat: 2'415 kg Altkleider, was damals einen Zustupf von Fr. 900.- in die Vereinskasse ergab.
1988 folgte der 4. Präsidentenwechsel. Erwin Weber übernahm das Amt von Fritz Gerber. Die Mitgliederzahl war immer noch steigend, mittlerweile waren 45 SamariterInnen im Verein aktiv. In diesem Jahr wurden auch die ersten Container für Alttextilien in Eschenz und Mammern aufgestellt. 1996 wurde wieder eine Präsidentin gewählt. Erika Thaler, die langjährige Samariterlehrerin, leitete nun auch während 2 Jahren die Vereinsgeschicke. 1997 wurde mit 46 SamariterInnen der Mitgliederhöchststand erreicht. Der Verein liess mit vielen Aktivitäten auf sich aufmerksam machen.
An der GV 1998 wurde Charly Maus zum neuen Präsidenten gewählt. Er war in den 59 Jahren erst der 7. Vorsitzende in der Vereinsgeschichte. Im Verein waren zu dieser Zeit 35 SamariterInnen aktiv. Die Tradition wurde aufrecht erhalten, dass die Delegierten-versammlungen des Kantonalverbandes in den 9er Jahren immer in Eschenz oder Mammern stattfinden. In dieser Zeit konnte vom SV Stein am Rhein für unsere Postendienste ein Sanitätspostenwagen mit allem Notwendigen für die Erste Hilfe übernommen werden. Die Mengen bei den Altkleidersammlungen stiegen stetig und erreichten in den Gemeinden Eschenz , Mammern und mittlerweile auch von Wagenhausen jährlich 20 Tonnen. Ebenso wurden jedes Jahr 30-40 Personen in Erster Hilfe ausgebildet und auch der Senioren-Nachmittag im Mai blieb ein fester Bestandteil im Jahresprogramm.
Was sich alle 10 Jahre wiederholt fand auch im Jahr 2009 statt. Zum 70. Geburtstag des SV Mammern-Eschenz lud der Verein zur 24. Samariter DV des Samariterverbandes nach Mammern ein. Der runde Geburtstag wurde im Rahmen der Thurgauer Samariterfamilie mit dem von Achim Holzmann inszenierten Singspiel "MS Ontario- eine nicht alltägliche Kreuzfahrt" aufgeführt, wo die SamariterInnen als Kapitän und Matrosen ihre schauspielerischen Fähigkeiten ausleben konnten.
In den folgenden Jahren musste der Verein, wie viel Andere auch, einen Mitglieder Rückgang hinnehmen. Der harte Kern aber blieb erhalten. Nach den beiden Samariter-Lehrerinnen Elsbeth Herth und Doris Huber, bestanden Achim Holzmann und Sylvia Müller ihre Prüfungen und leiteten fortan die Übungen. Die Monatsübungen wurden mit Gemeinschaftsübungen mit dem THW Radolfzell, SV Stein am Rhein und den Feuerwehren Mammern und Eschenz ergänzt. Der Seniorennachmittag wurde vom Mai in den November verlegt und mit feinem Fondue ergänzt. Die Anforderungen an die SamariterInnen stiegen stetig. Schon längst genügten die Kenntnisse, wie man ein Pflästerli anbringt, nicht mehr! Schon früh lernten die Vereinsmitglieder die Herzmassage anzuwenden. Inzwischen kommt, wie bei den Profis, auch ein Defibrillator zur Hilfe. Es wurde ein eigener «Defi» angeschafft, der an der Hauptstrasse 76 in Eschenz, jedermann bei einem Notfall zu Verfügung steht.
2019, es waren schon wieder 10 Jahre vorüber, empfing der Samariterverein Mammern-Eschenz wieder die TG-Delegierten in der Turnhalle Eschenz. Es war das Jahr vor dem Sturm. Denn einige Monate später wurde in den Nachrichten von einem speziellen Virus berichtet, welcher auch uns anfangs 2020 erreichen sollte. Nun stand auch das Vereinsleben bei den Samaritern still. Keine Übungen, Nothilfekurse, Firmenkurse und keine gesellschaftlichen Anlässe fanden mehr statt.
Zum Glück ist dies nur noch in unserer Erinnerung. Heute zählt der Samariterverein Mammern-Eschenz 14 Aktiv- und 11 Senioren-Mitglieder. Einmal im Monat findet eine Übung statt. Und jedes Jahr üben die Samariter in Gemeinschaftsübungen mit dem Technischen Hilfswerk Radolfzell und den Samaritern aus Stein am Rhein und Stammheim. Es werden Mitarbeiter in verschiedenen Firmen, Schüler in Schul-Nothilfekursen und Erwachsene in Erster Hilfe ausgebildet und der gesellschaftliche Teil kommt auch heute nicht zu kurz. Und so freuen wir uns auf unser 85 Jahre Jubiläum und sind bemüht den Samariter- Gedanken von Henry Dunant in die Welt hinauszutragen, nach dem Motto; Jeder kann ein Nothelfer sein, denn nur nichts tun ist falsch.
Voranzeige: Am Sonntag, 5. Mai von 10:30-16:30h organisieren die Samariter Mammern-Eschenz einen 1. Hilfe Parcours auf dem Schulareal Eschenz. Reservieren sie sich dieses Datum und beachten sie das Inserat von nächster Woche im «Bote».